Auftaktspektakel mit gutem Ende
von Andreas Jahnecke
Kind Torschütze und Vorbereiter – „Rückkehrer“ Stamer stark – Gast aus Basel
Vor dem Anpfiff des ersten Pflichtspieles der neuen Saison war zumindest im Umfeld der 96er nicht unbedingt euphorischer Optimismus angesagt. Kein Wunder, sorgten doch die letzten Testspiele gegen unterklassige Testpartner nicht zwingend für eine gegenteilige Stimmung. Als dann in der „Mitteldeutschen Zeitung“ der Bericht zum Saisonstart der Blau – Roten mit „Wir wollen mehr Fußball wagen“ frei nach Altkanzler Willy Brandt hochdiplomatische Züge annahm, kam mancher ob des vorher Gesehenen doch ins Grübeln.
Diese Gefühlsregung sollte sich mit Spielbeginn vorerst nicht verflüchtigen. Nicht überraschend zeigte sich der FC Einheit Rudolstadt, immerhin Vierter der letzten Saison, vom Start weg in der Spielanlage flüssiger, abgeklärter und reifer. Dem konnten die 96er anfangs lediglich sichtbaren Willen entgegensetzen. Aus dieser Konstellation heraus war es nicht verwunderlich, dass die Vfler in Person Steven Niesel sogar zum ersten Torabschluss des Spieles kamen. Der Abschluss aus gut 17 Metern, halbrechts, gelang aber nicht vollends, so das FCE – Hüter Danny Lewandrowski wenig Mühe hatte den Ball aufzunehmen (10.). Wenige Minuten später zielte Benjamin Bahner auf den oberen Torwinkel am 2. Pfosten und scheitert am überragend reagierenden Max Stamer, der das Spielgerät um den Pfosten zum Eckstoß lenken kann (13.). Es sollte nicht die einzige starke Szene des überraschend in den Kader, zumindest für dieses Spiel, zurückgekehrten einstigen Stammkisters der Blau – Roten gewesen sein. Nachdem der FCE aus seiner optischen Überlegenheit kein Kapital erzielen konnte, begann es bei den Gastgebern mit Beginn des letzten Drittels der ersten Halbzeit besser zu laufen, es kam mehr Linie in die eigenen Aktionen. Der auf der linken Außenbahn wiederum sehr agile Linus Lorenz flankt hoch vor das Gästetor, findet den Kopf von Tommy Kind, welcher dann nicht den nötigen Druck auf den Ball bekommt und Lewandrowski keine Probleme bereitet (29.). Das sollte dann aber mittels Fuß gelingen. Aus einer Mischung Distanzschuss – scharfe Hereingabe, die Fachwelt rätselt noch, von Lorenz, landet die Kugel vor den Füßen von Kind und der guckt Lewandrowski aus, schiebt zum 1:0 flach auf den 2. Pfosten ein (38.).
Praktisch im Gegenzug bietet sich für den FCE die Möglichkeit zum Ausgleich. Dagegen hatte jedoch der ebenfalls stark aufspielende Niesel etwas, klärt auf der Linie (40.). Keine Chance auf Klärungen jeglicher Art hatten dann die Thüringer kurz vor der Pause. Kind flankt von der rechten Außenbahn hoch in die Box, Konstantin Eder steigt zum Ball und köpft mit einer guten Portion Feingefühl ausgestattet zum 2:0 ein (43.). Damit war der Halbzeitstand erreicht und die Stimmung auf den gut besetzten Plätzen der Haupttribüne, es waren deutlich mehr als die offiziellen 105 Zahlenden, bestens.
Für Heiterkeit und gleichzeitig anerkennenden Beifall sorgte dann die, nach vorheriger Information vom Fankoordinator der 96er, ausgesprochene Einladung von Stadionsprecher Andreas Jahnecke an die Adresse eines anwesenden Groundhoppers aus dem schweizerischen Basel, sich bei den Fans der Blau – Roten zum Zwecke Einnahme eines Kaltgetränks einzufinden. Gut 2500 besuchte Spiele stehen zu Buche. Dieser Einladung kam der Gast gern nach, wie nach Spielende bekannt wurde. außerdem freute sich der VfL Halle 96 zu diesem Spiel über Besuch aus Dortmund, Köln, Jena und aus dem Umfeld des FC Union Berlin.
Deutlich weniger Heiterkeit kam aus blau-roter Sicht mit Beginn der 2. Halbzeit auf. Zwar konnte nach einer weiteren Großtat von Stamer nochmals gejubelt werden, einen Abschluss aus Nahdistanz lenkt Stamer über den Querbalken, doch dann wurde es eng (47.). Im Laufduell versucht 96 – Kapitän Arnold Schunke seinem Gegenspieler den Ball vom Fuß zu spitzeln, trifft dabei Letzteren und somit entscheidet Spielleiter Kevin – Coren Eckert (Großröhrsdorf) folgerichtig auf Strafstoß. Diesen verwandelt Bahner zum 2:1 (57.). Eine gravierende Fehlentscheidung der Spielleitung leitet den zwischenzeitlichen Ausgleich ein. Im Strafraum des VfL 96 prallt der Ball deutlich sichtbar von der Hand eines FCE – Akteurs zu Bahner, welcher aus Nahdistanz trifft, 2:2 (60.). Glück dann für die Gastgeber als ein Kopfball von Bahner an den Pfosten des VfL – Tores klatscht (65.). Zu diesem Zeitpunkt waren immerhin noch gut 25 Minuten Spielzeit auf der Uhr und das Spiel drohte in eine ungemütliche Richtung zu kippen. Dieses konnten die 96er mit einer guten Portion Mentalität verhindern und belohnten sich am Ende dafür. Ein Eckstoß von Nils – Morten Bolz ausgeführt findet Schunke am 2. Pfosten stehend und aus Nahdistanz trifft der Kapitän den unteren Querbalken, von wo die Kugel zum 3:2 – Endstand einschlägt (82.).
Nach dem erfolgreichen Saisonauftakt gleich von einem Gelingen „Wir wollen mehr Fußball wagen“ zu reden wäre sicher übertrieben. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war es jedoch allemal. Zum Sachverhalt Stamer erfuhr vflhalle96.de, dass dessen Einsatz im Zusammenhang eines bei Nicolas Waite noch zu aktualisierenden Papieres stand. Giorgaki Tsipi stand aufgrund einer Zerrung nicht zur Verfügung.
Der VfL spielte mit: Stahmer, Dabel, Böhne, Bolz, Zimmer (90.+1 Klitscher), Schunke, Eder, Niesel (75. Kirst), Lorenz, Kind, Kretschmer
Zuschauer: 105 (zahlende)
Fotos vom Spiel
Fotograf: Jens Franke